NOAH, der neue Hollywood Blockbuster von Darren Aronofsky, spiegelt eine biblische Geschichte vor. Tatsächlich wurde die Erzählung von der Sintflut, aus dem 1. Buch Mose in ein mainstream mäßiges Fantasy Spektakel verändert – bis hin zu Steinriesen und Wächtern, die aufgrund ihrer Aufopferung wieder in den Himmel aufgenommen werden. Diese Gestalten entlehnt Aronofsky aus den Apokryphen: gefallene Engel, deren Rebellion gegen Gott bestraft wird.
Noah wird als militanter Umweltaktivist und die Sintflut als Strafe für die Zerstörung der Natur dargestellt. Wie bei seinen früheren Filmen hat Aronofsky beim Drehbuch wieder mit Ari Handel zusammengearbeitet. Dem Hollywood Reporter zufolge ist es zum Streit zwischen Aronofsky und Paramount gekommen. Der Regisseur widersetze sich Forderungen, den letzten Schnitt seines Werks zu ändern, das umgerechnet 82 Millionen Euro kostet.
In „Noah“, dem Film, geht es anders zu. Da ist die Geschichte der Sintflut eine der Apokalypse, wie sie uns wieder bevorsteht, wenn wir aus den Weltklimaberichten keine Konsequenzen ziehen. Die Erde ist zerstört. Selbst die Engel haben sich irgendwann hier unten korrumpieren lassen, woraufhin der Schöpfer sie nicht wieder in den Himmel ließ, sondern auf der Erde in Giganten aus Stein verwandelte, tapsige, im Kopf von innen beleuchtete Urahnen der „Transformers“. (FAZ.net)
Zur Herangehensweise an die Thematik liefert Thomas Klingenmaier eine interessante Einschätzung:
Der amerikanische Regisseur Darren Aronofsky („Pi“, „Black Swan“), Jahrgang 1969, geht im Spielfilm „Noah“ ganz nahe heran an den aus diversen Überlieferungen und Erzähltraditionen collagierten Großtext Bibel. Aber das Absurde und amüsant Umständliche, das deren alte Texte auch prägt, entgeht ihm, beziehungsweise er will es vorsätzlich negieren. Aronofsky, der aus einem strenggläubigen jüdischen Elternhaus kommt und der bei der Arbeit an „Noah“ auch die Überlieferungen des Talmuds in den Blick genommen hat, inszeniert einen Film über die Sintflut, dessen Ernst einen Gegenentwurf zur habituellen modernen Ironie liefern soll.
Etwas hochgestochen könnte man sagen, Aronofsky möchte Noah aus der Welt der Cartoons zurückholen in eine Welt einschüchternder Würde. Das Projekt verkehrt sich aber ins Gegenteil. Wer so vielen modernen Fragen ausweicht, erweist dem die Fragen provozierenden Text eben gerade keinen Respekt.
Eine (wohl unvollständige) Auflistung von Veränderungen, die der amerikanische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Aronofsky vorgenommen hat.
Bau dir eine Arche aus Tannenholz
In 1. Mose 6, 14 erhält NOAH folgende Anweisung von Gott:
Baue dir eine Arche aus Tannenholz; mit lauter Zellen (oder: Kammern) sollst du die Arche versehen und sie von innen und von außen mit Erdharz verpichen. (Menge Bibel)
Im Film entwächst aus einem einzelnen Samen ein ganzer Wald aus allen möglichen Bäumen. Nadelbäume sind jedoch keine zu sehen. Einmal sind die sogenannten Wächter zu sehen, wie sie einen Stamm entrinden, auch hier ist es ein Laubbaum.
Eingang zur Arche an der Seite
Die Bibel liefert eine sehr genaue Anleitung, wie die Arche aussehen soll. so ist in Vers 16 zu lesen:
Eine Lichtöffnung sollst du für die Arche machen, eine Elle hoch ganz oben [an der Arche] sollst du sie ringsherum herstellen; und den Eingang der Arche sollst du an ihre Seite setzen. Du sollst ihr ein unterstes, zweites und drittes Stockwerk machen. (Schlachter Bibel)
NOAH zeigt jedoch den Eingang an einem der beiden Enden. Da es nicht wie bei einem Schiff ein Heck und einen Bug gibt, kann dies nicht näher bezeichnet werden.
Die Frauen deiner Söhne
Im Film entwickelt sich eine immer mehr zunehmende Spannung zwischen NOAH und seinen Söhnen. Während Sem sich in das in die Familie aufgenommene Waisenmädchen “Ila” verliebt, leidet insbesondere der zweit geborene Sohn Ham darunter, dass er ohne Frau ist. Nach einer dramatischen Hetzjagd durch den Wald, bei dem er eine in seinen Augen geeignete Partnerin verliert, ist er auf der Arche wieder allein. Doch auch hier schreibt die Bibel eine andere Version:
Aber mit dir will ich meinen Bund aufrichten, und du sollst in die Arche gehen, du und deine Söhne und deine Frau und die Frauen deiner Söhne mit dir. 1. Mose 6, 18 – Schlachter Bibel
In 1. Mose 7, 7 werden die Schwiegertöchter übrigens erneut erwähnt. Offenbar nehmen es an dieser Stelle andere Verfilmungen auch nicht so genau. Noch in diesem Herbst soll in den USA der Film „The Bible“ (Die Bibel) in die Kinos kommen. Er basiert auf einer Fernsehserie, die in der Passionszeit einen großen Zuschauererfolg auf dem Kanal „History“ (Geschichte) erzielte. Auch in diesem Film wird die Geschichte von Noah nicht ganz biblisch korrekt dargestellt. Auf der Arche sind kleine Kinder zu sehen, während die Bibel davon spricht, dass Noah neben den Tieren nur seine Frau, seine Söhne und deren Ehefrauen mit auf das Rettungsschiff nahm. (lesen Sie mehr zur Verfälschung biblischer Filme auf idea.de)
In der Süddeutschen Zeitung ist aufgrund der vielen Abweichungen über den Film zu lesen:
Das ist der am wenigsten biblische biblische Film, hat Aronofsky gesagt – irgendwie logisch, dass er, dem Nihilismus näher als den alten Schriften, prompt verboten wurde in Pakistan, Katar, Indonesien und anderen islamischen Ländern. In den USA haben Vertreter religiöser Vereinigungen konträr reagiert. Das ist ein unbiblischer, heidnischer Film, hat der Top-Kreationist Ken Ham, Präsident von “Answers in Genesis”, erklärt: Dieser Noah ist ein Psychopath.
Wen verwundert es da, dass selbst die Zahl der Tiere nicht so genau genommen wurde? Diese erstürmen hordenweise die Arche – von dem eigentlichen paarweise ist weit und breit nichts zu sehen.
Auf katholisch.de kommt der bekannte Filmkritiker Rüdiger Suchsland zu dem Schluss:
Die Achtung vor der Natur paart sich in dieser Filmfigur mit einem gewalttätigen moralischen Rigorismus. Aronofskys “Noah” ist ein über weite Strecken moralisierender Film, der eine ästhetisch wie ethisch schwer erträgliche Heldenfigur präsentiert: einen Rechthaber, Kontrollfreak und harten Übervater, der Frau und Kinder kommandiert, sich in der Art eines Sektenführers in jeden Lebensbereich seiner Mitmenschen einmischt und dessen Dialogsätze wie eine fundamentalistische Predigt klingen: “Die Zeit der Sünde ist vorbei. Nun kommt die Zeit der Bestrafung.” Unterlegt mit Musik, die ethnopluralistisch und kosmisch klingen soll, entfaltet sich ein gänzlich humorfreier Film, der, immerhin, eindrucksvolle Bilder bietet.
Meine Einschätzung: Das Geld kann man sich eindeutig sparen und für Schöneres verwenden!